Trichterschallkanone des Kinderfestausschuss Weißensberg

Text von Severin Birk   (Orts-Heimatpfleger)     Juli 2004

Die „Böllerkanone“ von Weißensberg wird 90 Jahre

Kinderfest-KanoneZu der Böllerkanone, die heute im Eigentum des Kinderfestausschusses ist, liegen nur sehr spärliche Informationen vor.

Fest steht, dass es sich bei der Kanone um eine sogenannte "Trichterschallkanone alten Baujahres" handelt. Hersteller und Lieferant ist die Firma Zimmermann in Rosenheim. Dies wird in einem Schreiben des Landratsamtes vom 06. Dezember 1955 über die vorläufige Schussverwendung bis zur amtlichen Beschussprüfung bestätigt.

Als Eigentümer der Kanone wird im gleichen Jahr die Gemeinde Weißensberg angegeben und als Böllerschütze Markus Wilhelm aus Weißensberg genannt.

Nachfolger als Böllerschütze von Markus Wilhelm wird im Jahre 1956 Gärtnermeister Josef Schäfler aus Weißensberg, der dieses Amt bis zu seiner Erkrankung im Jahre 1990 ausübt.

In einem völlig desolaten Zustand befindet sich die Kanone im Jahre 1992. Die Erlaubnis zur weiteren Verwendung wird vom zuständigen Landratsamt in Lindau (B) verweigert.

Nachdem niemand, auch die Gemeinde Weißensberg nicht, bereit ist, die Kanone zu reparieren, beschließt der Kinderfestausschuss unter Albert Ruck im Jahre 1992, dies zu übernehmen. In mehr als 200 Arbeitsstunden restauriert Ausschussmitglied Ludwig Rapp aus Lampertsweiler die Kanone.

Beim 55. Kinderfest im Jahre 1994 wird die Bevölkerung von Weißensberg pünktlich um sechs Uhr erstmals mit der nun völlig renovierten und vom Beschuss-Amt abgenommenen und zugelassenen Kanone geweckt. Schütze ist Xaver Körper.

Im Frühjahr 1999 legen die Ausschussmitglieder Ludwig Rapp und Franz-Xaver Göhl erfolgreich die Böllerschussprüfung bei Herrn Schillinger in Mindelheim - Nassenbeuren ab und lösen gleichzeitig Xaver Körper als Böllerschützen ab.

Doch, woher kommt die Kanone? Wer hat sie ursprünglich gekauft? Wofür war und ist sie vorgesehen?

Wie Eingangs schon erwähnt stammt die Kanone von der Firma Zimmermann in Rosenheim. Im Stadtarchiv Rosenheim liegen darüber nur die nachstehenden, spärlichen Informationen vor:

„Um 1903/1904 produzierte die Firma Zimmermann Knallkörper und Feuerwerkkapseln. Inhaber war ein Gustav Zimmermann, geboren am 27. Februar 1849, ursprünglich Lokomotivführer, der zunächst die Feuerwerkkörper privat herstellte. Unter anderem richtete er in Rosenheim am 08. August 1887 bei einem Waldfest ein Feuerwerk aus. Nach seiner Pensionierung machte er sich mit einer zunächst kleinen Firma selbstständig.“

Wie lange die Firma Zimmermann bestand, was aus ihr geworden ist, usw., ist unbekannt.

Zum Einsatz kommt die Kanone bis 1990 bei allen wichtigen kirchlichen und weltlichen Anlässen. Regelmäßig an Fronleichnam und am Kinderfest, aber auch zu außergewöhnlichen Anlässen, ob freudig oder traurig.

Ein solcher - freudiger - ist z. B. im Jahre 2003, als die Gemeinde Weißensberg, im Rahmen des Gemeindewandertages, die 50-jährige Eingemeindung des Ortsteiles Oberhof feiert. Wie vor 50 Jahren kündet die Kanone von der Weißensberger Halde herab das Ereignis an.

Seit 1994 kündigt sie nun regelmäßig ab sechs Uhr Morgens in allen Ortsteilen unserer Gemeinde das Kinderfest an und eröffnet Punkt 13 Uhr mit drei Böllerschüssen das Nachmittagsprogramm und die Geschicklichkeitsspiele der Kinder.